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archivierte Ausgabe 50/2022
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Hoffnungsort |
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FEIERN MIT SINN (1) Liturgisches Erinnern |
Tut dies zu meinem Gedächtnis! |
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Foto: Pawel Horosiewicz/iStock |
Im Jahr 2018 wurde das Ehepaar Aleida und Jan Assmann für ihre vielfältigen Studien zur Erinnerungskultur mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Damit sollte nicht nur das Lebenswerk gewürdigt werden. Die Ehrung gilt auch als politischer Zwischenruf zu einer Zeit, in der immer lauter Kritik an eingeübten Formen des Erinnerns und Gedenkens geäußert werden. Welche Rolle werden Erinnerung und Gedächtnis in unserer Gesellschaft noch spielen?
Krieg und Terror, Flüchtlingsbewegungen, Klimawandel, knapper werdende Ressourcen und die Folgen der Pandemie: Sollte der Blick da nicht besser in die Zukunft gerichtet werden. Zukunftsfragen und Erinnerungskultur sind nicht gegeneinander auszuspielen. Erinnern ist ein dynamischer Prozess, der von äußeren Kontexten geprägt und permanent verändert wird. Er will getragen sein von Menschen in ihrem konkreten Leben und drängt zum Handeln. Ohne Resonanz auf die eigene Lebenswelt wird Erinnerung schnell zur lästigen Pflicht und Routine. Die moderne Skepsis über die Wahrhaftigkeit und Lebensrelevanz religiöser Überlieferungen trifft auf das Zeugnis einer Liturgie, die in vielfältigen Ausdrucksformen eine Erinnerungskultur ist. Christliche Liturgie ist im Kern rituelle Vergegenwärtigung des Heilshandelns Gottes in der Geschichte gemäß dem Leitwort: »Tut dies zu meinem Gedächtnis!« (1 Kor 11,24 f.; Lk 22,19). So wie die Kirche am Gründonnerstag Worte in Erinnerung ruft, so betet sie in jeder Eucharistiefeier.
Immer, wenn eine Gemeinde auf die Heilige Schrift hört, Tut dies zu meinem Gedächtnis! Im Jahr 2018 wurde das Ehepaar Aleida und Jan Assmann für ihre vielfältigen Studien zur Erinnerungskultur mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Damit sollte nicht nur das Lebenswerk gewürdigt werden. Die Ehrung gilt auch als politischer Zwischenruf zu einer Zeit, in der immer lauter Kritik an eingeübten Formen des Erinnerns und Gedenkens geäußert werden. Welche Rolle werden Erinnerung und Gedächtnis in unserer Gesellschaft noch spielen? darüber nachsinnt und im Gebet gläubig mit den eigenen Anliegen antwortet, vergegenwärtigen sich die Heilsereignisse inmitten der liturgischen Versammlung. Immer, wenn eine Gemeinde das Gedächtnis der Selbsthingabe Jesu Christi feiert, »vollzieht sich an uns das Werk der Erlösung«.
Die ersten an Jesus Glaubenden versammelten sich nicht zum Zweck von Bittstellungen, Opferungen oder Beschwörungen zum Gottesdienst, sondern, um an Jesus als den Christus zu denken, von ihm zu erzählen, im Gedächtnis an die Begegnungen mit dem Auferstandenen Mahl zu halten und so der Hoffnung auf seine nahe Wiederkunft leibhaftigen Ausdruck zu verleihen – in der Glaubensgewissheit, dass im Ritual der auferstandene Gekreuzigte seiner Verheißung treu bleibt: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen« (Mt 18,20).
Voraussetzung für jede Feier von Liturgie ist die Versammlung der Gläubigen zum Volk Gottes. Das zentrale, biblisch bezeugte Verständnis von Erinnerung in Form einer Bitte an Gott, er möge doch seines Bundes gedenken, erhält dann seine Glaubwürdigkeit, wenn sich eine Gemeinde und jeder Einzelne für eine Begegnung mit Gott öffnet. Das lebendige, existenzielle Eingedenksein in die Geschichte des eigenen Volkes mit ihrem Gott, verbunden mit einer Erwartungshaltung auf Gottes Kommen, bildet das identitätsstiftende Merkmal jüdisch-christlicher Erinnerungskultur. [...]
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