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archivierte Ausgabe 15/2023
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HEILIGES GRAB |
Prachtvolles Passionstheater zu Tod und Auferstehung |
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Das Passionstheater in St. Magnus hat monumentale Dimensionen. Der vollständige Wiederaufbau macht das Heilige Grab nun in seiner ganzen Pracht wieder erfahrbar. Foto: Kästle |
Das Kloster Schussenried ist um eine Sensation reicher: In Kooperation mit der katholischen Kirchengemeinde Bad Schussenried präsentierten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das barocke Heilige Grab in St. Magnus. Das prachtvolle Passionstheater ist bis Christi Himmelfahrt in der ehemaligen Klosterkirche aufgebaut.
Bis 1956 war es in Gebrauch, dann verschwand es für lange Zeit auf dem Dach boden und später im Depot: Schussenrieds Heiliges Grab. In der Klosterkirche St. Magnus füllt das über sieben Meter hohe Ensemble nach fast 70 Jahren wieder den vordersten Teil des nördlichen Seitenschiffes aus. Konservator Dr. Christian Katschmanowski freut sich: »Das kostbare Kunstwerk in seiner ganzen Dimension wieder am Originalstandplatz zu sehen, ist mehr als außergewöhnlich.« Jahr für Jahr bauten es lokale Schreiner hier zur Passionszeit auf. Infolge einer Liturgiereform wurde es nach 1956 nicht mehr aufgestellt. Bis dahin waren Heilige Gräber in vielen katholischen Kirchen zu finden.
In der Karwoche und der Osterzeit führten sie den Gläubigen Tod und Auferstehung Christi bildlich vor Augen. »Deshalb haben wir uns gemeinsam mit der katholischen Kirchengemeinde Bad Schussenried entschieden, das Grab wieder in diesem Zeitraum zu zeigen«, erklärt der Konservator. Nicki Schaepen, leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Bad Schussenried, ergänzt: »Wir werden das Heilige Grab in die Liturgie der Kar- und Osterzeit einbinden.« Die Staatlichen Schlösser und Gärten und die katholische Kirchengemeinde ermöglichen damit ein Erlebnis wie vor fast 300 Jahren – als das Heilige Grab in Schussenried zum ersten Mal für die Gläubigen in der Kirche zu sehen war.
Den Bau gab Abt Didacus Ströbele 1729 bei dem oberschwäbischen Maler Johann Bergmayer in Auftrag. Der Restaurator Dr. Felix Muhle begleitet und erforscht das Heilige Grab seit 15 Jahren. Ein Team von Restauratoren für Gemälde und Holz konservierte und dokumentierte das barocke Passionstheater. »Dass sich dieses liturgische Denkmal aus dem 18. Jahrhundert erhalten hat, ist wunderbar und ein großer Glücksfall«, sagt Muhle.
Heilige Gräber sollten die Menschen mit ihrer gemalten Scheinarchitektur und den farbigen Lichtern beeindrucken. Der Restaurator erläutert weiter: »Die gemalte barocke sogenannte Perspectiv-Kunst in sieben Ebenen faszinierte die Menschen damals vermutlich genauso wie uns heute virtuelle Techniken.« Das Heilige Grab in Bad Schussenried verfügt über eine ausgetüftelte Beleuchtung mit farbigen Glaskugeln. Mit Wasser befüllt, wirken sie wie optische Linsen. Das Licht fällt von hinten durch die blauen, roten, gelben und grünen Kugeln und wird so effektvoll gestreut.
Heilige Gräber haben sich nur selten in den Kirchen erhalten. Zu finden sind sie heute vor allem noch in Bayern und Tirol. »In Oberschwaben gibt es nur sehr wenige dieser Gräber, etwa in Altshausen und Dietenheim«, sagt Konservator Katschmanowski. Im Barock erreichten die theaterartigen Kulissenbauten monumentale Dimensionen. Das zeigt auch das Schussenrieder Exemplar.
Der temporäre Kulissenbau aus bemaltem Holz bezieht sich symbolisch auf die Anlage in der Grabeskirche von Jerusalem. Die 32 Architekturteile des Kunstwerks sind in Form von sieben Flächen hintereinander aufgestellt. Es ist vier Meter tief, mehr als sieben Meter hoch und vermittelt die dreidimensionale Illusion eines zweistöckigen Triumphbogens.
Info: Die St. Magnuskirche ist täglich bis Sonnenuntergang geöffnet. Sonder- und Gruppenführungen sind unter voriger Anmeldung möglich. Tel. (0 75 83) 92 69-140, www.kloster-schussenried.de [...]
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