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archivierte Ausgabe 12/2023
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Hoffnungsort |
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FRANZISKUS VERSTEHEN (3) Macht abgeben |
Wie wird Kirche demokratischer? |
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Ein kleiner Ausschnitt vom Volk Gottes vor der Zentrale der kirchlichen Macht in Rom. In einem gesteckten Rahmen wird Synodalität zugelassen, echte Mitbestimmung ist jedoch nicht vorgesehen. Foto: KNA |
Von Synodalität ist in »Evangelii gaudium« nur am Rande die Rede, das synodale Prinzip aber wird schon im ersten Kapitel erkennbar. Wenn Papst Franziskus beschreibt, wie die Gläubigen den Bischof beraten und von diesem anzuhören sind, und wenn er weiter ankündigt, dass er seine eigene Rolle als Bischof von Rom und Oberhaupt der Kirche auf der Basis des Zuhörens überdenken wird, wird hier der synodale Dreiklang Alle – Einige – Einer deutlich sichtbar.
Synodalität hat eine demokratische und eine monarchische Seite. Sie versöhnt die Lehre vom Volk Gottes des Zweiten Vatikanischen Konzils mit der des Päpstlichen Primats des Ersten Vatikanums. Konsultation und Dialog sichern und festigen den päpstlichen Primat, aber sie ersetzen ihn nicht. Das synodale Prinzip funktioniert so lange, wie die Glieder des Volkes Gottes den ihnen gesteckten Rahmen nicht verlassen und nicht danach verlangen, an Entscheidungen beteiligt zu werden.
Ein Mitbestimmen und -entscheiden von Laien ist beim synodalen Prozess, wie Franziskus ihn konzipiert hat, nicht vorgesehen. Der Beteiligung des Volkes Gottes sind klare Grenzen gesetzt. Wer sie ignoriert, stiftet Unruhe und Verwirrung »unter den Kleinen«, so lautet die offizielle Lesart des Heiligen Stuhls beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom. Franziskus selbst hat kürzlich in einem Interview den Vorwurf erhoben, eine »Elite« aus Theologen und Funktionären zwinge dem Kirchenvolk in Deutschland seine Agenda auf.
Abgesehen davon, dass sich Franziskus mit dieser Äußerungen auf eine respektlose Weise darüber hinweg setzt, dass die Mitglieder der Synodalversammlung in den Diözesen, Verbänden und Institutionen gewählt wurden und damit ein Mandat des »Volkes Gottes« haben, fällt auf, dass sich Franziskus hier einer Begrifflichkeit aus dem Kontext der Befreiungstheologie bedient, während er ansonsten eine zu große Nähe zu ihr vermeidet.
Der Dogmatiker Peter Neuner schreibt: »Eliten sind kleine Oberschichten, die das Volk überlagern, es bestimmen, nicht selten auch ausbeuten, jedenfalls aber den Anspruch erheben, für das Volk zu entscheiden. Eliten sind im Gegensatz zum Volk die Reichen, die Gebildeten, die kulturell, wirtschaftlich und politisch Einflußreichen. Volk entsteht nicht zuletzt durch die Entgegensetzung zu den Eliten« (Der Laie und das Gottesvolk, Frankfurt/ M. 1988, 205).
Franziskus macht sich hier zum Anwalt und Sprecher des Volkes Gottes, das quasi entmündigt wird und nicht zu seinem Recht kommt. Was damit verdeckt wird, ist die Tatsache, dass der weltweite synodale Weg nicht weniger »elitär« ist. Die zulässigen Themen sind gesetzt, das Verfahren ist streng strukturiert und vor möglichen Abweichungen wird schon im Vorfeld gewarnt. Der Brief der Synodenverantwortlichen, der Kardinäle Grech und Hollerich, vom Januar, in dem sie eine »Instrumentalisierung« der Beratungen für möglich halten, ist dafür ein aktuelles Beispiel.
An der Agenda dieser »Elite« kommt allerdings auch Franziskus nicht vorbei. Betrachtet man seine Bilanz nach nunmehr zehn Jahren, ist das Ergebnis ernüchternd. Das Bischofsamt wird als Garant der Synodalität aufgewertet, eine Macht- und Gewaltenteilung ist damit nicht verbunden. Der Feier der »Alten Messe« hat er zwar enge Grenzen gesetzt,am traditionellen Priesterbild hält er jedoch fest. Viri probati sind ebensowenig in Sicht wie Diakoninnen. Für Frauen öffnet er Aufgaben in der Verwaltung der Kirche, von Weihe und Amt bleiben sie aber ausgeschlossen. Einzelnen Personen aus dem LBTQ-Spektrum begegnet er mit Respekt und Wertschätzung, aber vom diskriminierenden Sprachgebrauch des Katechismus rückt er nicht ab. [...]
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