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archivierte Ausgabe 6/2024
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FASTENZEIT |
Wenn die Familie aufs Jammern verzichten soll |
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Eine genervte Mutter, ein überdrehtes Kind, da können einander schnell Beschimpfungen und Nörgeleien an den Kopf geworfen werden. Bewusst darauf verzichten, kann wieder Harmonie bringen. Foto: VioletaStoimenova/iStock |
Ab Aschermittwoch fängt wieder die Fastenzeit an – die Vorbereitungszeit auf Ostern. Viele verzichten auf Süßigkeiten oder Social Media. Man kann aber auch als Familie zusammen fasten und ganz ungewöhnlich aufs Jammern verzichten.
»Oh Mann, ich muss noch für Mathe lernen. Das ist so viel Stoff«, klagt Paul. »Bei dem blöden Regen will ich nicht ins Leichtathletik. Das macht absolut keinen Spaß«, jammert sein kleiner Bruder. »Ist mein Lieblingspulli etwa noch nicht gewaschen? Der ist schon seit gestern in der Wäsche«, schreit Leni durchs Treppenhaus. »Und wessen Socken liegen hier wieder rum?«, will die genervte Mutter wissen. »Jetzt leg endlich das Handy weg und mach was für die Schule«, fordert der Vater Paul auf.
So oder so ähnlich läuft es manchmal in Familien ab. Im Laufe der Zeit kann es passieren, dass immer mehr gejammert, geschimpft, genörgelt wird. All das kann verschiedene Ursachen haben: eine kurze Nacht, Streit in der Schule oder Konflikte bei der Arbeit, das Wetter, die Hormone. Anstelle von Ursachenforschung könnten Familien die Fastenzeit als Anlass nehmen, auf solche Äußerungen und Stimmungen zu verzichten. Aber wie soll das gehen?
Dem amerikanischen Pfarrer Will Bowen ist schon vor Jahren in seiner Gemeinde aufgefallen, dass die Stimmung dort immer schlechter wurde. Seiner Meinung nach lag die Ursache darin, dass die Menschen zu oft nörgelten oder über andere schlecht redeten. Dabei wirkt Jammern wie eine Selbstvergiftung und zugleich wie eine mentale Umweltverschmutzung, durch die auch andere Menschen betroffen werden. Dagegen wollte Will Bowen ein Zeichen setzen, um das positive Lebensgefühl zu stärken und gute Energien zu verbreiten.
Der Pfarrer lud seine Gemeindemitglieder zu einem Experiment ein. Dazu verteilte er an alle lila-farbige Armbänder. Die Spielregel bestand darin, dass das Armband von einem Handgelenk abgenommen und um das andere gelegt werden musste, sobald man jammerte, eine negative Äußerung machte, lästerte oder schimpfte. Mittlerweile ist aus der Aktion eine weltweite Bewegung geworden. Nachzulesen ist dies in dem Buch »Einwandfrei« von Will Bowen. Ziel ist es, dass das Armband 21 Tage lang an einer Hand bleibt. Menschen, denen dies gelungen ist, erzählen davon, dass sich ihre Beziehungen verbessert haben, sie mehr Energie fürs Leben haben und sogar von Krankheiten geheilt wurden. [...]
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