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archivierte Ausgabe 13/2024
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Glaubensland |
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BRUNO ERNSPERGER |
Steht eine Zeitenwende in der Pastoral an? |
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Einheit in Vielfalt – eine Idee, wie die Kirche in Zukunft funktionieren könnte. Eine Kirche, in der niemand ausgeschlossen oder diskriminiert wird und in der alle Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen Raum finden. Foto: Rawpixel/iStock |
Welche Rolle spielt die Kirche in Zukunft für die Menschen? Eins ist klar: Die Gesellschaft befindet sich in rasantem Wandel und auch in der Kirche gibt es kein »Weiter so«. Vielmehr braucht es eine radikale Umkehr, wie sie unser Autor Bruno Ernsperger fordert: Offenen Diskurs, eine andere Berufungspraxis, ein verändertes Amtsverständnis und ein viel größeres Sich-Einlassen auf die Führung durch den Geist Gottes.
Der gesellschaftliche Wandel ist tiefgreifend und vollzieht sich in einem kaum zu verkraftenden Tempo. Auch die Kirche ist davon stark betroffen. In der Vergangenheit war sie eine Institution, die den Gäubigen Halt und Perspektive geboten hat. Davon ist wenig übrig geblieben. Sie lebt in einer Übergangssituation, also in einem Zustand des »nicht mehr und noch nicht«. Die meisten spüren, dass es kein »Weiter so!« geben darf.
Jemand wie ich, der auch Soziologie studiert hat, lässt sich – auch wenn er im Ruhestand ist – von den derzeitigen gesellschaftlichen und kirchlichen Turbulenzen herausfordern. Als einer, der von der Botschaft des Evangeliums angesteckt und begeistert ist, kann ich den derzeitigen Zustand der Kirche nur schwer ertragen.
Vor fast dreißig Jahren habe ich im Rahmen der »Österreichischen Pastoraltagung« in Wien ein Referat gehalten mit dem Thema »Perspektiven für die Entwicklung der Dienste und Ämter im Volk Gottes«. Damals war die Stimmung im Blick auf die Reform der Kirche noch zuversichtlich. Inzwischen ist diese Stimmung abgeflacht. Die reformorientierten Kräfte sind weitgehend ausgepowert und resigniert. Wie kann es gelingen, aus der bedauerlichen Engführung der Reformdiskussion herauszukommen?
Diejenigen, die in der Kirche verkündigen, bringen dem gläubigen Volk nachdrücklich die biblische Botschaft von der Umkehr nahe. Die Anwendung dieser Botschaft auf die Kirche selbst kommt aber kaum zur Sprache. Ohne eine radikale Umkehr taumelt sie von einem Krisenphänomen zum anderen und von einer Notlösung zur nächsten. Das Festhalten am bisherigen Amtsverständnis erweist sich dabei als eines der größten Hindernisse. So ist es offensichtlich, dass die pastoralen Vollzüge, die an die Weihe gebunden sind, durch den zunehmenden Priestermangel zu einer bedauerlichen »Beschädigung« des Priesterberufs und der Gemeinden führt.
Die Folgen werden zu wenig bedacht. Ein Beispiel: Den noch verfügbaren Priestern wird die Leitung mehrerer Pfarreien übertragen und ihre Tätigkeit wird dadurch zunehmend eingeschränkt auf die Feier der Eucharistie, die Spendung der Sakramente und die Letztverantwortung für die Verwaltung. Durch diese Tendenz verkümmert der Priesterberuf ebenso wie das gläubige Volk. Die Zuwendung zu den Menschen und das jesusmäßige Handeln an ihnen, etwas allgemein als Seelsorge bezeichnet, bleibt weitgehend auf der Strecke. Soziologisch betrachtet, führt das zu einer zunehmenden Zentralisierung der Zuständigkeit und der Beteiligung. Eine Konsequenz: Die Identifikation mit der Kirche und ihrem Auftrag nimmt ab und die Distanzierung von ihr nimmt zu. Das ist wohl der wichtigste Grund für die zunehmenden Austritte. [...]
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