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Titelthema
Theologie studieren?

Heute noch Theologie studieren?

Heute noch Theologie studieren?
Ob kirchlich verwurzelt oder nicht, ob im sogenannten Vollstudium oder kombiniert mit anderen Fächern; wer katholische Theologie studiert, hat vielversprechende Chancen auf dem Arbeitsmarkt sagt Theresa Heinz, Studienfachberatung Uni Tübingen
Foto: Ulmer
Die wissenschaftliche Theologie leidet seit Jahren unter Nachwuchsmangel. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für ein Studium, aktuell auch wegen der geringen Reformbereitschaft der Kirche, sodass manchen Fakultäten wegen der geringen Absolventenzahl die Schließung droht. In einem Vierteljahrhundert hat sich die Zahl derjenigen, die ein theologisches Vollstudium anstreben, auf rund 2500 halbiert. Angehende Pädagogen halten zwar die Theologen-Zahl hoch, doch auch diese Werte werden zurückgehen. Uns haben fünf Männer und Frauen erzählt, warum sie sich sehr bewusst für ein Studium der katholischen Theologie entschieden haben und was sie daran reizt.

Geschiebe und Gedränge vor den Hörsälen, jeder versucht noch einen Platz zu ergattern, um die nächsten zwei Stunden nicht auf der Treppe sitzend verbringen zu müssen. Solche Szenen, wie sie sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren abgespielt haben, gehören schon längst der Vergangenheit an. Damals waren es junge Professoren wie Hans Küng, Joseph Ratzinger, aber auch Karl Rahner, die mit ihrer Art, Theologie zu treiben, zu regelrechten Stars ihrer Zunft avancierten. Das Interesse war so groß, dass auch Studenten aus anderen Fachbereichen hören wollten, was die Theologie zu sagen hatte.

Damals, während und nach dem Zeiten Vatikanischen Konzil, hatte die Theologie sehr viel zum gesellschaftlichen Leben beizutragen – doch ist das immer noch so? Viele Menschen verknüpfen das Fach sehr eng mit der Institution Kirche. Das ist zwar nicht grundlegend falsch, greift aber zu kurz. In Lehre und Forschung setzt sich die Theologie an Universitäten und Hochschulen kritisch mit einer oder mehreren Religionen auseinander. Gewissermaßen ist sie die mit wissenschaftlichen Mitteln betriebene Selbstreflexion eines bestimmten Glaubens und sucht dabei immer mehr den Austausch mit anderen Fachrichtungen.

Mit bloßem Bibellesen und dem Auswendiglernen von Dogmen hat das Studium also nichts zu tun. Die Theologie beinhaltet vielmehr zahlreiche unterschiedliche Disziplinen. Neben den Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, setzen sich die Studierenden in zehn Semestern auch mit der Kirchengeschichte, der Philosophie und den grundlegenden Fragen nach der Bedingung der Möglichkeit des Glaubens auseinander. Außerdem lernen sie die pädagogische Vermittlung von religiösen Inhalten sowie das Kirchenrecht kennen.

Das Vorurteil, die Theologie sei ein angestaubtes Fach, auf das eine Hochschule inzwischen gut und gerne verzichten könnte, zeigt, wie sehr das Fach unterschätzt wird. Während der Pandemie haben wahrscheinlich die meisten Menschen zum ersten Mal erfahren, dass Deutschland einen Ethikrat hat. Auch hier sind einige Theologen als Experten auf dem Gebiet des moralischen und ethischen Handelns vertreten. Dies bezieht sich nicht nur auf religiöse Normen, vielmehr setzt sich die philosophische und moralische Ethik mit allen Bereichen des menschlichen Lebens auseinander, was wohl keine andere Disziplin im wissenschaftlichen Kanon leisten kann. Das Studium bietet also einen Rundumschlag; es beleuchtet sowohl die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen als auch existenzielle Fragen der Daseinsbewältigung und die Entwicklung von durchdachten Gotteskonzepten. [...]
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