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Ausgabe 35/2014
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| Titelthema |
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Dürfen Christen Angst haben? |
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| Foto: iStock |
Eine Prüfung steht bevor oder ein anderer wichtiger Termin – wir haben Lampenfieber. Ein Besuch beim Zahnarzt ist dringend geboten – wir schieben ihn trotzdem hinaus. Ein Konfliktgespräch ist fällig – wir reden um den heißen Brei herum. Wir möchten jemandem unsere Liebe gestehen – trauen uns aber nicht. Solche Situationen kennen wir alle, fliehen jedoch gern vor ihnen, eben wie Angsthasen. Ängste haben verschiedene Ursachen und Ausdrucksformen, immer ist ein Gefühl von Bedrohung im Spiel, und meistens sendet der Körper deutliche Signale: Die einen fangen an zu schwitzen, andere kriegen Bauchweh oder rote Flecken im Gesicht. Sofort steht auch die Frage nach Religion und Glaube im Raum: Welchen Sinn hat die Angst? Hat sie überhaupt einen? Erlöst der christliche Glaube von der Angst? Oder ist gerade Gott jemand, der Angst macht und die Kirche in seinem Namen? Was meint dann die Rede von der Gottesfurcht? Der Wiesbadener Priester und Publizist Gotthard Fuchs versucht, in einer hier beginnenden Serie Antworten zu geben.
Nähern wir uns zunächst allgemein dem Phänomen Angst. Wie das deutsche Wort Angst treffend ausdrückt, wird uns »eng«. Schon Luther hatte trefflich bemerkt, dass »Angst daher komme, dass einem enge sey, dar inn einem bange und weh wird, und gleich geklemmet, gedruckt und gepresset wird, wie denn die anfechtungen und ungluck thun nach dem sprichwort: es war mir die weite welt zu enge«.
Ängste warnen und gehören zum Leben
Ein Blick in die evolutionäre Basis des Menschseins ist immer hilfreich. Warum stoppt das Eichhörnchen ständig bei der Suche nach Haselnüssen? Warum hebt das Reh auf der Waldwiese dauernd sichernd den Kopf und schaut nach möglichen Feinden? Warum verziehen sich die Tiere fluchtartig, wenn größere andere kommen oder der Mensch? Angst ist offenkundig ein Indikator für Gefahr, für wirkliche oder (beim Menschen) eingebildete. Das ist ein von der Evolution effektiv ausgebildetes Warnsystem zum Überleben. [...]
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