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Neue Jahreszeit

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Auch wenn es sich hinziehen mag – aber irgendwann ist die Zeit reif für die neue Jahreszeit. Dann fallen halt doch die letzten Blätter, künden erst zurückhaltend, dann aber augenfällig, dass sich etwas grundlegend verändert: nämlich die Jahreszeit. Was sich in der Natur anbahnt, faszinierend genug, lässt sich genauso in zwischenmenschlichen Schwingungen und zusehends hörbaren Äußerungen der Mitmenschen ablesen, in unserem Fall von Katholikinnen und Katholiken. Wie sie sich Sorgen machen über den Zustand ihrer Kirche, die schließlich ja auch ihre Heimat ist, vor allem über die Qualität der Beziehungen dort untereinander. Können die überhaupt noch Vorbild für die Welt sein?

Der Herbst, auch der in der Kirche, macht hellhörig. Nach den heftigen Debatten des nun bald zurückliegenden Jahres – denen zum Missbrauch und zum Synodalen Weg – mehren sich die Stimmen, die sagen: »Wir sind einfach müde geworden unter den oft verletzenden Auseinandersetzungen.« Ein Zitat eines Lesers. Das lässt sich gut nachempfinden. Vom üblen historischen Vergleich eines Kardinals bis hin zu landläufigen Unterstellungen – selbst Getaufte schrecken nicht davor zurück, falsches Zeugnis über ihre Nächsten abzugeben. Der Schreibtisch einer Redaktion ist oft der beste Zeuge, kommt doch dort alles ungefiltert an: hin und her, bis zum Äußersten, der Drohung. Und wenn dies immer noch nicht genügt, dann wird – Gipfel der Gefühle – dem Gegenüber einfach der Glaube abgesprochen, nur weil er eine andere Meinung oder andere Lebenserfahrung einbringt. [...]
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