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archivierte Ausgabe 39/2025
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| Hoffnungsort |
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| WAS HEISST JESUANISCH? (3) Geschlechter |
Und Gott sah, es war sehr divers |
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Die Schöpfungsgeschichte gilt oft als Beleg für die ewige, binäre Schöpfungsordnung und die strenge Einteilung in Polarität. Aber was ist mit den Übergängen von Wasser und Land, mit den Stränden oder dem Watt, fragt unser Autor. Foto: KNA |
Es gibt keine jesuanische Sexualmoral und auch keine jesuanische Geschlechterlehre. Jesus hatte biblisch wenig Berührungsängste gegenüber Frauen und ausgegrenzten Männern. Ansonsten ist über seine Sexualität oder über seine gelebte Männlichkeit wenig bekannt. Viel Spielraum also, um ein zölibatäres Leben zu vermuten oder den neuen Mann. Es gibt jedenfalls keine »Herrenworte« über vorehelichen Sex oder Transidentitäten. Nur die Offenheit Jesu für das Leben, so wie es ihm begegnet. Dieses Schweigen der Evangelien wäre ein guter Rat an die Kirche gewesen. Doch die hat sich von ihrer Macht über Einzelne zu moralisierender Härte verleiten lassen.
Geschlecht und Sexualität ist Teil unser aller Leben und deshalb eigentlich zu schade für Kulturkämpfe. Es ist ein menschenrechtlicher Fortschritt, dass das Geschlecht von Frauen und die Sexualität queerer Menschen nicht mehr als Grund für soziale und rechtliche Benachteiligungen in Frage kommt. Viele Jahre habe ich in den Nullerjahren an der Erlanger Caritas-Fachakademie für Erzieher:innen mit meiner Kollegin Anke zusammengearbeitet. Es hat über zwei Jahre gedauert, bis sie mir gesagt hat, dass ihre Mitbewohnerin eigentlich ihre Lebens- und Liebespartnerin ist. Sie war sich lange unsicher, welche Reaktion von mir als katholischem Theologen zu erwarten sei.
Groß war damals die Sorge vor Diskriminierung im Falle eines Outings bis hin zum Stellenverlust bei der Caritas. Ihr Coming-out war ein Vertrauensbeweis im Klima der Angst. »Für eine Kirche ohne Angst« war der Titel des Manifests #OutInChurch im Jahr 2022 sowie der ARD-Dokumentation »Wie Gott uns schuf« über queere Kirchenmitarbeitende.
Was sich hier geändert hat, das zeigt sich in einem Zuordnungsspiel, das ich seit 2001 regelmäßig in Lerngruppen einsetze. Auf einem großen Tisch liegen verschiedene Alltagsgegenstände: Ein Hammer, eine Bierflasche, farbiger Nagellack, ein Gemüseschäler, ein kleiner Prosecco u. v. m. Dazu dann noch ein paar Karten mit Sätzen wie Geld verdienen, Babys wickeln, Grillen beim Pfarrfest. Die einfache Aufgabe besteht darin, alles nach Mann und Frau zuzuordnen, wie es die Gruppe als zutreffend empfindet. In den ersten Jahren war in wenigen Sekunden alles sauber nach Mann und Frau zugeordnet. Hammer zum Mann, Sparschäler zur Frau. Bier zum Mann, Prosecco zur Frau. [...]
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