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Wie ist das mit der Vergebung?
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Ein ganz neuer Blickwinkel

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Es ist einer der so typischen, aber seltenen Tage im Leben. Man steht morgens auf, die Erde dreht sich immer noch, mit ihr auch die alte Kirche – und doch wirkt vieles auf einmal anders, weil von einem ganz neuen Winkel aus betrachtet, ob geographisch, vom Kopf her oder gar seelisch. Es würde einem glatt etwas entgehen, wenn diese Erfahrung fehlte, oder auch, wie so vielen heute, das Gespür. Doch wer, welcher Mitmensch, am besten welche Persönlichkeit kann überhaupt noch einen solchen Augenblick bescheren? Den Katholiken jedenfalls wurde er nun gegeben, just als sich ihre Blicke erstmals mit einem bis dahin fast Fremden trafen: fromm und bescheiden, scheinbar urchristlich klein auf dem großen Balkon im noch viel größeren Rom.

Allein von daher hat Papst Franziskus bereits Großes geleistet. Der Blickwinkel hat sich gedreht, um wieviel Grad wird sich noch zeigen. Papst reimt sich auf Perspektivwechsel, könnte man meinen. Auf einmal wirkt der Kreis der Kirche von viel größerer Dimension. Die Ortskirche, egal wo der Katholik lebt, ist endlich in eine gesunde, weil christliche Freiheit entlassen, mit viel Verantwortung für das eigene Geschick – und hoffentlich auch das der anderen. Ein ungewohntes Gefühl, vor allem in Deutschland, wo zuletzt die Verantwortung von Altmodischen wie Fortschrittlichen allzu gerne an den Übervater abgegeben wurde, zu Lasten lebensnaher Verkündigung. [...]
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