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Ein heiliges Ziel

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Liebend gerne würde man sich vom Schreibtisch lösen. So bleibt einem nichts anderes übrig, als wenigstens in Gedanken all die zu begleiten, die sich jetzt, da auch die Natur aufbricht, auf Wallfahrt begeben. Ob das nun in Obernheim ist, auf der Alb oder im Norden zum Höchstberg hinauf. Nicht zu vergessen natürlich der Blutritt in Weingarten, der fast nur noch durch die Diözesanwallfahrt überboten wird. Aber nur fast, würden die Oberschwaben sagen. Und fast muss ein Rechen talent sein, wer all die Ziele aufzählen wollte, die heiligen Orte und Berge, wohin es sich noch pilgern ließe.

Noch größer scheint gar die Summe aller Möglichkeiten, die auf die Pilger wartet. Nicht nur an Altar und Reliquie, sondern besonders auch im Alltag. Eine davon, eine der größten gerade vor dem aktuellen Zeitgeschehen, ist die Möglichkeit, den Geist zu suchen, den alles entscheidenden, der einen richtig durchs Leben leitet, über Abzweige und Kreuzungen. Was ist aber richtig? Welches Ziel lässt sich so bezeichnen? Und auf welchen Geist lässt das Ziel, wofür man sich entscheidet, zurückschließen? Zeitgeister zumindest scheint es viele zu geben. Hin und wieder ist sogar ein guter darunter. Mancher aber, für den sich Kleingläubige entscheiden, scheint nur aus der sprichwörtlichen Flasche zu kommen, nicht von einer viel besseren Quelle, sondern abgefüllt von jenen, die nicht nur Gutes, etwa das Kreuz, im Schilde führen. Gottes Geist lässt sich nicht »haben«, sondern will in seinen Geschöpfen verwirklicht »sein«. [...]
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