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archivierte
Ausgabe 8/2018
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Zum Schein heilig |
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| Reiner Schlotthauer |
Eigentlich muss man sich an die eigene Nase fassen, früher wurde noch gesagt: an die Brust klopfen. Wer jetzt das Hin und Her in der Politik beäugt – von Beobachten kann ja keine Rede sein, weil kaum einer sich die Zeit nimmt –, pflegt schnell das Vorurteil: Das gleicht alles einem »Herumgeeiere«, wenn die Volksparteien ihren Weg in die Zukunft suchen, zumal in einer Welt, die immer schwieriger zu werden scheint. »Herumeiern«: ein relativ neues Wort, nicht unbedingt schön, zu dem das Lexikon sagt, es beschreibe das inkonsequente Taktieren in schwierigen, komplexen Situationen.
Was hat das alles mit mir zu tun, hört sich so mancher in der Grube seines Fernsehsessels fragen. Vielleicht schnellt er ja empor, wenn ihm die Frage gestellt wird, wie mit dem Spielzeugmesserchen auf die Brust, was wohl jener aufstrebende konservative Politiker gemeint haben könnte, als er nun sagte: »Es geht um Anstand, Werte und Tugenden.« Aber mal ehrlich: Können Bürger und ihre Spiegelbilder, die Politiker, überhaupt noch diese Wörter mit Inhalt füllen? Mit solchem Inhalt, der sie erst zu Begriffen macht, wenn sie von möglichst vielen begriffen werden? So vieles geistert herum, ohne dass es mit Geist gefüllt wäre. Und wenn, dann gibt es immer noch keine Garantie, dass der Geist erkannt oder unterschieden wird. [...]
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