 |
| Reiner Schlotthauer |
Auch wenn sein Grab weit entfernt ist, gibt es doch Momente, wo er einem nahesteht: Johannes XXIII. Seine Warnung vor den Unheilspropheten verfolgt einen geradezu, nein, positiv ausgedrückt, begleitet einen durch diese Tage, da viele Menschen, als Reaktion auf Fehltritte der Kirche, zwar gut analysieren, sich bewundernswert engagieren, richtige Konsequenzen fordern, aber, ja, aber … Dann kommt wieder dieser Moment, wo sich Leser wie Schreiber an die Nase fassen und still fragen: Ist das alles genug, reicht es aus, was fehlt denn nun, um etwas – ja was denn wirklich? – von grundauf zu ändern und daraus auch für die Zukunft Neues zu entwickeln?
Eines ist schon absehbar: Die Kirche wird sich zu einer Gemeinschaft vieler kleiner Gemeinschaften entwickeln. Die Epoche der Seelsorgeeinheit wird eine kurze sein. Oder sogar eine Blase? Hin also zu solchen Gemeinschaften, die wie schon in der Geschichte zuvor, wenn die Krise am größten war, sich auf das Ursprüngliche, das Wesentliche zurückbesinnen, deren Menschen es sich zum Hauptziel machen, sich in den hineinzuverwandeln, dessen Wandlung sie zu Weihnachten, zu Ostern, an jedem Sonntag und, wenn sie nur wollen, jeden normalen Tag miterleben – und schließlich über ihre neuen Worte und Taten die Welt daran teilnehmen lassen, ganz individuell. Ja, ein langer Satz, aber halt auch ein großer Sprung an ein besseres Ufer. [...]
|
