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Wie ist das mit der Vergebung?
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Werte, welche Werte?

Reiner Schlotthauer
Reiner Schlotthauer
Irgendwie scheinen die Menschen doch stärker miteinander verbunden zu sein, als man denkt. Wer an Allerheiligen ein Grab besuchte, konnte nebenbei viele Gleichgesinnte sehen. Noch mehr auf einer Beerdigung, wenn die Trauer frisch ist: Der Blick in die Augen, die mitfühlende Geste zeigt, dass nicht nur Bekanntschaften einen, sondern tiefer gehende Einsichten – das, was als »Werte« bezeichnet werden kann. So auch jetzt am Volkstrauertag, der sonst die Vergangenheit zur Mahnung macht, aber auf einmal durch die Terroranschläge von Paris einen tragischen Bezug zur Gegenwart und leider auch zur nicht absehbaren Zukunft dazugewonnen hat.

Mancher Redner musste daher um neue Worte ringen. Auswendiggelerntes hat über Nacht, da so viele Menschen niedergemetztelt wurden, zwar nicht an Wahrheit verloren, ist jedoch von der neuen Wirklichkeit hinweggefegt wie die letzten Blätter vom Herbstwind, der immer auch der Vorbote einer Wende ist. Doch ist selbst auf dem kleinsten Gottesacker etwas hängengeblieben, konnte sich nicht verflüchtigen: wieder die Einsicht, dass die Menschen am Ende mehr eint, als ihnen im schnellen Alltag bewusst ist. Damit war die geistige Brücke geschlagen zu denen, die vor der französischen Botschaft in Berlin Blumen niederlegten. Nicht nur ohnehin Befreundete, sondern Fremde, zufällige Touristen hielten sich am Brandenburger Tor an den Händen. Frauen mit und ohne Kopftuch beteten, Einheimische wie Flüchtlinge. Und solche, die nie beten, schienen sich des heiligen Moments bewusst zu werden. Menschen verwandelten sich wieder zu Mitmenschen. [...]
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